MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Israel fordert Informationen über den Verbleib von Shiri Bibas und ihrer Kinder

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

In der vergangenen Woche sind sechs weitere israelische Geiseln im Rahmen des andauernden Waffenstillstands freigelassen worden: Agam Berger, Arbel Yehoud, Gadi Moses, Ofer Calderon, Yarden Bibas und Keith Siegel. Nicht für alle war die Rückkehr pure Freude: Arbel Yehoud (29) und Gadi Moses (80) wurden unter furchtbaren Bedingungen freigelassen: ein Mob aus Terroristen bedrängte die junge Frau und den älteren Mann, während sie zum Roten Kreuz-Jeep laufen mussten. Yehoud kehrte ausserdem heim und erfuhr, dass ihr Bruder Dolev am 7. Oktober ermordet wurde. Ihr Lebensgefährte Ariel Cunio ist immer noch in Geiselhaft.

Auch für Yarden Bibas (35) war die Rückkehr mit Schmerz verbunden: Er kehrte zurück, ohne zu wissen, was mit seiner Frau Shiri und seinen kleinen Söhnen Ariel und Kfir geschehen ist. Als die Hamas am 7. Oktober 2023 den Kibbuz Nir Oz angriff, versteckte sich die Familie im Schutzraum. In der Hoffnung, die Terroristen abzulenken und seine Familie zu retten, entschied sich Yarden, hinauszugehen. Er wurde getrennt von ihnen verschleppt – wenig später traf dasselbe Schicksal seine Frau und Kinder. Die herzzerreissenden Aufnahmen gingen um die Welt. Darunter ein Video, das Shiri mit ihren rothaarigen Kindern (zum Zeitpunkt der Entführung 9 Monate und 4 Jahre alt) in den Armen zeigt – ihr Gesicht gezeichnet von Angst und Panik, während sie von Terroristen umringt ist. Später tauchten Bilder auf, die Yarden am Tag der Entführung mit blutendem Kopf zeigen, während bewaffnete Männer ihn bedrängten.

Ein Bild aus glücklicheren Tagen: Yarden, Shiri, Ariel und Kfir Bibas (Bild: Privat).

Auch in Gefangenschaft erlebte Yarden Bibas unzählige psychische und physische Misshandlungen. So wurde er gemeinsam mit Ofer Calderon zeitweise in einem Käfig gehalten. Im November 2023 wurde Bibas gezwungen, ein Video zu drehen, nachdem seine Entführer ihm mitteilten, dass seine Frau und seine kleinen Kinder bei einem Luftangriff der israelischen Streitkräfte getötet worden seien – auch danach quälten ihn seine Entführer immer wieder mit Kommentaren zu seiner Frau und seinen Kindern.

Die Familie von Shiri Bibas, deren Eltern ebenfalls am 7. Oktober ermordet wurden, fordert Antworten über den Verbleib der Mutter und ihren beiden kleinen Söhnen: „Wo sind Shiri und die Kinder? Wir werden diese Ungewissheit nicht länger hinnehmen“, sagte Shiris Schwester kürzlich auf einer Pressekonferenz. Die Ungewissheit um die Familie Bibas macht sie zu einem der erschütterndsten Symbole des Geiseldramas vom 7. Oktober. Die israelischen Streitkräfte (IDF) äusserten grosse Besorgnis über das Schicksal von Shiri und ihren Kindern, doch bislang fehlt eine offizielle Bestätigung zu ihrem Zustand.

Yarden Bibas nach seiner Freilassung (Bild: IDF).

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

Die neusten Artikel von Israel Zwischenzeilen

Nach Oben