MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Eine weitere schwere Woche für die Angehörigen der Geiseln

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

In der vergangenen Woche sind drei weitere israelische Geiseln im Rahmen des andauernden Waffenstillstands freigelassen worden: Ohad Ben Ami, Eli Sharabi und Or Levy. Ganz Israel war geschockt über den Zustand der Männer, die extrem abgemagert und kaum in der Lage zu laufen waren. Für Eli Sharabi und Or Levy warteten zu Hause ausserdem furchtbare Nachrichten: Die Frau und beide Töchter von Eli Sharabi wurden am 7. Oktober ermordet. Auch die Frau von Or Levy und Mutter seines kleinen Sohnes wurde von Hamas-Terroristen am so genannten „Schwarzen Shabbat“ getötet. Beide Männer wussten in Gefangenschaft davon noch nichts. Die freigelassenen Geiseln berichteten ausserdem von schweren körperlichen und psychischen Misshandlungen, die sie in Gefangenschaft erlebt hätten.

Während in Israel die Diskussionen um die Verhandlungen um den potentiellen zweiten Teil des Geiseldeals begonnen haben – im aktuellen ersten Teil sind nicht alle Geiseln einbezogen – gab die Hamas derweil bekannt, auch den ersten Teil des Deals bis aufs Weitere aussetzen zu wollen. Angeblich habe Israel den Geiseldeal und Waffenstillstand mehrmals verletzt.
Die Zukunft des Abkommens ist nun wieder völlig ungewiss, da Israel auch noch keine Unterhändler mit dem Mandat nach Katar geschickt hat, um die mögliche zweite Phase zu besprechen, obwohl die im Abkommen festgelegte Frist dafür verstrichen ist. Kritiker glauben, dass der israelische Premier kein Interesse an einer Weiterführung des Deals hat, da die Regierungskoalition dann endgültig zerbrechen könnte. Währenddessen besteht der US-Präsident darauf, dass alle Geiseln freigelassen werden, und fordert eine amerikanische Übernahme der Enklave sowie die Umsiedlung aller ihrer Bewohner nach Kriegsende.

Die kürzlich freigelassene Geisel Arbel Yehoud kritisierte am Montag die Politisierung der Geisel-Frage und forderte die Regierung auf, einem umfassenden Abkommen zur Freilassung aller Gefangenen zuzustimmen.
Ihr Vater verlas ihre Botschaft vor dem Knesset-Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung: „Ich lernte innerhalb eines Monats Arabisch und hörte, wie meine Entführer sich über die Spaltung in unserer Nation freuten. Zunächst hielt ich es für Psychoterror, dass sie behaupteten, die Frage der Geisel würde in Israel politisiert, doch nach meiner Rückkehr nach Israel wurde mir die bittere Realität bewusst.“

Abgemagert und entkräftet: Eli Sharabi (li) und Or Levy werden von der Hamas bei ihrer Freilassung vorgeführt (Bild: Presse).
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Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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