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Möglicher Geiseldeal: Ein ganzes Land hält den Atem an

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Israel scheint so nah an einem neuen Geiseldeal wie nie zuvor: Immer mehr Details über das Abkommen werden nun bekannt, obwohl immer noch nicht alle Parteien offiziell zugestimmt haben. In einem etwas länger als einen Monat andauernden Waffenstillstand sollen 33 Geiseln (nicht alle davon sollen am Leben sein), vor allem Frauen, Kinder, Alte und Verletzte, zurück nach Israel kommen. Dafür sollen mehr als 1.500 palästinensische Häftlinge freigelassen werden.

Israel hat sich allerdings einige Bedingungen vorbehalten: Die Leiche des getöteten Hamas-Führers Yahya Sinwars wird nicht zurückgegeben. Terroristen, die am 7. Oktober-Angriff teilgenommen haben, werden ebenfalls nicht freigelassen. Trotzdem kehren eine ganze Menge brutaler Terroristen nach Gaza zurück, die natürlich – so wie damals auch Sinwar, der ja beim Austausch für Gilad Shalit freikam, potentiell in die Führungsregie palästinensischer terroristischer Organisationen einsteigen können.

Nicht alle in Israel sind mit diesem Deal zufrieden. Kritiker bemängeln, dass der Preis, der gezahlt wird, zu hoch sei. Es gibt auch Kritik aus den Reihen der Geiselfamilien, dass in dieser ersten Waffenstillstandsrunde nicht ALLE Geiseln freigelassen werden (tot oder lebendig) – da man, und wahrscheinlich zu Recht, fürchtet, dass es eine zweite Runde des Deals vielleicht nicht geben wird und diejenigen, die jetzt nicht freikommen für immer verloren wären.

Interessant ist, dass dieser Deal jetzt, sollte er denn wirklich zustande kommen, offensichtlich eine Folge des Drucks ist, denn der zukünftige amerikanische Präsident auf den israelischen Premier ausgeübt hat. Vorherige Deals waren auch daran gescheitert, neben der mangelnden Verhandlungsbereitschaft der Hamas, dass Teile der israelischen Regierung gegen einen Geiseldeal sind und immer wieder drohen, die Regierung platzen zu lassen, sollte dieser zustande kommen.

Das Hauptquartier der Geiselfamilien in Tel Aviv (Bild: KHC).

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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