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Israel reicht Bericht zu Horror-Erfahrungen israelischer Geiseln ein

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Ein vom israelischen Gesundheitsministerium erstellter Bericht über die Erfahrungen der israelischen Geiseln in Gaza wurde letzte Woche der UN vorgelegt. Er beschreibt Vernachlässigung, Missbrauch, Folter und Demütigung, die die Geiseln erdulden mussten. Im November 2023 wurden 105 Geiseln von der Hamas im Austausch gegen palästinensische Gefangene freigelassen – darunter 81 Israelis und 24 ausländische Staatsangehörige. Unter den Freigelassenen befanden sich 37 Kinder (22 Mädchen und 15 Jungen), 16 ältere Frauen sowie 52 Erwachsene, darunter 27 Frauen und 25 Männer. In den darauffolgenden Monaten wurden zusätzlich eine Frau und vier Männer lebend gerettet, während die Leichen von 15 Männern und Frauen aus Gaza geborgen wurden.

Der Bericht beginnt mit einer Beschreibung des Massakers vom 7. Oktober 2023 in den Gemeinden nahe der Grenze zum Gazastreifen. „In einigen Fällen wurden Kinder ohne ihre Eltern oder nach der Ermordung ihrer Eltern entführt. Die Terroristen richteten weitreichende Zerstörung an, wobei die Geiseln mit ansehen mussten, wie ihre Häuser brannten und es in ihren Gemeinden zu Vergewaltigungen und Plünderungen kam. Die Gefangenen wurden in offenen Fahrzeugen nach Gaza transportiert, oft neben den Leichen der Ermordeten. Auf der Fahrt wurden sie geschlagen, gedemütigt und waren verbaler, körperlicher und sexueller Gewalt ausgesetzt.“

Auch in der Gefangenschaft erlebten die Geiseln unfassbaren Horror, wie der Bericht ausführlich beschreibt. So wurden jugendliche Geiseln gezwungen, sexuelle Handlungen aneinander vorzunehmen. Frauen, Männer und Kinder, die aus der Gefangenschaft zurückkehrten, berichteten, dass sie schwere körperliche und sexuelle Misshandlungen wie Schläge, Isolation, Entzug von Nahrung und Wasser sowie Brandmarkung erlitten hatten. Darüber hinaus berichteten einige von ihnen, dass die Entführer sie sexuell missbrauchten oder sie zwangen, sich auszuziehen.

„Äusserst traumatische Erfahrung“

„Zwei der Kinder, die zusammen gefangen gehalten wurden, berichteten, dass sie gefesselt waren und während ihrer gesamten Gefangenschaft geschlagen wurden. Es wurden Spuren von Fesselungen, Narben und Anzeichen von Traumata gefunden. Ausserdem hatten zwei kleine Kinder Brandflecken an den unteren Gliedmassen. Ein Kind gab an, dass die Verbrennungen das Ergebnis einer absichtlichen Brandmarkung mit einem erhitzten Gegenstand waren. „Sowohl das Kind als auch die Erwachsenen, die mit ihm in Gefangenschaft waren, beschrieben den Vorfall als absichtliche Brandmarkung und nicht als Unfall. Es wurde als äusserst traumatische Erfahrung beschrieben.“

Der Bericht beschreibt ausserdem, wie den Geiseln die medizinische Behandlung verweigert wurde und wie man sie gezielt hungern liess. „Der Bericht, den wir der UN vorlegen, ist ein erschütterndes Zeugnis der brutalen Erfahrungen, die die Geiseln in der Gefangenschaft der Hamas erlitten haben – grausame Gewalt, psychischer Missbrauch, körperliche Qualen und Handlungen, die jegliche Vorstellungskraft übersteigen“, erklärte Gesundheitsminister Uriel Busso.
„Die in diesem Bericht enthaltenen Zeugenaussagen sind ein Weckruf für die internationale Gemeinschaft, mehr Druck auf die Hamas und ihre Unterstützer auszuüben, damit alle Geiseln unverzüglich freigelassen werden. Ich fordere die Weltgemeinschaft auf, alle verfügbaren Mittel zu nutzen, um dieser Grausamkeit ein Ende zu setzen und die Geiseln sofort nach Hause zu bringen. Es ist ein moralisches und humanitäres Gebot, und die Zeit zum Handeln läuft ab.“

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Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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