Es waren unglaubliche Szenen, die ganz Israel am Sonntagabend im Fernsehen verfolgte: Hunderte vermummte Hamas-Terroristen, brüllende männliche Zuschauer und dazwischen der erste Blick auf die drei jungen Israelinnen, die gestern nach 471 Tagen Gefangenschaft in Gaza freigekommen sind. Der Gedanke, dass die drei jungen Frauen bis zum letzten Moment terrorisiert wurden, wich dann aber dem Jubelsturm: Die Nachrichtensprecher überschlugen sich: „Sie stehen auf zwei Beinen, sie können alleine laufen.“ Dann hörte man aus dem Studio nur noch Schluchzen.
Bis zuletzt mussten die Angehörigen und Freunde der drei bangen, die Hamas gab ihre Namen erst in allerletzter Minute bekannt. Und mit ihnen atmete das ganze Land auf, als die ehemaligen Geiseln endlich wieder auf israelischem Boden standen. Die Bilder, wie sie ihren Familien und Freunden in die Arme fallen, sind in Dauerschleife über israelische Bildschirme gelaufen.

Wer sind die drei freigelassenen Frauen?
Romi Gonen: Romi war 23 Jahre alt, als die Hamas sie am 7. Oktober 2023 vom Nova Music Festival entführte, nachdem sie von den einfallenden Terroristen angeschossen worden war. Zum Zeitpunkt ihrer Entführung telefonierte Romi mit ihrer Mutter Meirav, als sie versuchte, mit ihren Freunden in einem Fahrzeug vom Gelände zu fliehen. Eine Aufzeichnung des Anrufs belegt, dass die Terroristen damals darüber diskutieren, ob sie sie ermorden oder entführen sollen.
Doron Steinbrecher, ist eine 31-jährige rumänisch-israelische Tierarzthelferin. Sie wurde am 7. Oktober 2023 aus ihrem Haus im Kibbuz Kfar Aza entführt. Dorons Mutter sagte, dass sie sich unter ihrem Bett versteckt hatte, als Terroristen in ihre Wohnung eindrangen. Unter ihrem Bett fand Doron die Zeit, eine letzte Sprachnachricht an ihre Lieben zu senden: „Sie haben mich, sie haben mich.“
Emily Damari: Eine 28-jährige britisch-israelische Bewohnerin des Kibbuz Kfar Aza. Die Terroristen „schossen ihr in die Hand“, und sie wurde „durch ein Schrapnell am Bein verletzt, mit verbundenen Augen auf den Rücksitz ihres eigenen Autos gepackt und nach Gaza zurückgefahren“, so ihre Mutter Mandy. Die einfallenden Terroristen töteten Damaris Hund Choocha, indem sie ihm ins Genick schossen. Emily Damari hat zwei Finger verloren.
Auch wenn die Geiseln auf den ersten Blick relativ gesund aussahen, werden sie nun eine Reihe von Untersuchungen durchlaufen. Die Krankenhäuser in Israel haben sich akribisch auf die Waffenruhe und die damit hoffentlich verbunden heimkehrenden Geiseln vorbereitet. In Israel wurden die drei jungen Frauen von der Armee empfangen, dabei wurde darauf geachtet, dass es vor allem weibliche Soldatinnen sind, die in ihrer Nähe waren.
Laut einer ersten Erklärung von Dr. Sefi Mendelovich, stellvertretender Generaldirektor für Gesundheit am Sheba Medical Center in Ramat Gan, befinden sich die drei Geiseln „in einem stabilen Zustand“. „Es wird noch ein paar Tage dauern, bis alle erforderlichen Untersuchungen abgeschlossen sind“, sagt Mendelovich. Das Krankenhauspersonal wird ihren klinischen Zustand weiterhin überwachen.
