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Warnungen für Israelis im Ausland

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

Nach den gewalttätigen Angriffen auf israelische Fussballfans in Amsterdam sind viele europäische Regierungen besorgt über eine neue Welle der Gewalt. Diplomaten aus mehreren westlichen Ländern äusserten diese Bedenken gegenüber der Zeitung „Haaretz“.

Die Sorge besteht darin, dass ähnliche organisierte Angriffe wie der in Amsterdam mit dem Ziel verübt werden, Israelis oder Juden bei Massenveranstaltungen wie Fussballspielen, Aufführungen oder kulturellen Veranstaltungen zu schaden.
Nach einer Einschätzung, die das Israel Diaspora-Ministerium in dieser Woche veröffentlichte, herrscht in fünf europäischen Ländern ein hohes oder sehr hohes Risiko für körperliche Angriffe für Israelis und Juden. An erster Stelle stehen Grossbritannien, Frankreich und Deutschland. Auch ausserhalb Europas ist die Lage für Israelis gefährlich. In den USA und Australien häufen sich die Angriffe auf sichtbar jüdische Menschen, sowie die Sachbeschädigung jüdischer oder israelischer Einrichtungen.

Wann wird aus legitimem Protest Hass? Und wann verwandelt sich dieser Hass in tatsächliche Gewaltbereitschaft? (Bild: By Matt Hrkac from Melbourne, Australia)

In Thailand hat die Polizei in internen Dokumenten vor einem geplanten Terroranschlag gegen Israelis im Land gewarnt. Konkret soll sich die Warnung auf die berühmte Vollmondparty auf der Insel Koh Phangan beziehen, die am 15. November stattfinden soll. Die Insel und ihre Partys sind bei jungen Israelis sehr beliebt. Nach Angaben des Onlineportals „Ynet“ führte die örtliche Polizei nach konkreten Hinweisen in den letzten Tagen intensive Operationen durch.
Im Laufe des letzten Jahres, seit dem Hamas-Anschlag vom 7. Oktober 2023 und dem anschliessenden Krieg im Gazastreifen, haben die Nachrichtendienste in europäischen Ländern Dutzende von Warnungen im Zusammenhang mit versuchten Anschlägen gegen Israelis oder Juden bearbeitet. Auch die israelischen Geheimdienste sammeln Informationen über Anschlagspläne auf jüdische Einrichtungen und israelische Botschaften oder Büros.

Die schweren Ausschreitungen auf den Strassen Amsterdams in der vergangenen Woche stellen jedoch eine neue Art von Herausforderung für die europäischen Regierungen dar. Es handelt sich hier nicht um klassische Terroranschläge, sondern um Massengewalt, an der Dutzende, wenn nicht Hunderte von Menschen beteiligt sind, von denen die meisten den Sicherheits- und Geheimdiensten nicht bekannt sind – Menschen, die nicht überwacht werden.

Dazu kommt: Obwohl die Angriffe von der niederländischen und auch vielen anderen europäischen Regierungen aufs Schärfste verurteilt wurden, gibt es gleichzeitig zu viele Institutionen, die den Israel-Hass laufen lassen oder sogar unterstützen. So hat die UEFA zu den Angriffen in Amsterdam erstaunlich laut geschwiegen, während ein unverhohlen politisches und noch dazu riesiges „Free Palestine“-Poster, das letzte Woche bei einem Spiel in Paris entrollt wurde, zugelassen wurde. Auch auf vielen Pro-Palästinensischen Protesten weltweit wird der Israel-Hass salonfähig gemacht. Darüber hinaus führt die Tatsache, dass der Israel-Hass in den sozialen Medien unfassbare Auswüchse angenommen hat und dass ohne viel Gegenwehr oder Kontrollmechanismen der Seiten selbst, ganz sicher dazu, dass die Gewaltbereitschaft auch im echten Leben extrem angestiegen ist.

Die Grafik zeigt den Zusammenhang zwischen Onlinehass und tatsächlichen Angriffen auf Juden (basierend auf der Statistik des Diaspora-Ministeriums)

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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