Mossad-Chef David Barnea reiste Anfang der Woche nach Katar, um dort Vorschläge für ein Geisel- und Waffenstillstandsabkommen zwischen Israel und der Hamas zu besprechen. Währenddessen äusserte sich Israels Premierminister wieder einmal pessimistisch über die wieder aufgenommenen Verhandlungen. Nach der Tötung von Hamas-Führer Yahya Sinwar, dem Drahtzieher des Massakers am 7. Oktober 2023 im Süden Israels, hatten viele Menschen gehofft, es würde Bewegung in die Verhandlungen um die Freilassung der Geiseln kommen. Sinwar wurde weithin als Haupthindernis für produktive Gespräche zwischen Israel und der Hamas angesehen.
Zwei der derzeit diskutierten Optionen sind ein ägyptischer Vorschlag zur Freilassung von vier Geiseln während einer zweitägigen Waffenruhe sowie ein mehrstufiger Vorschlag Katars und der USA, der letztlich zur Freilassung aller Geiseln und zur Beendigung des Krieges führen würde. Bei den Treffen, die am Sonntagabend begannen, wurde versucht, die beiden Vorschläge zu kombinieren.
„Die Hamas im Ausland ist im Chaos versunken“
Ein israelischer Beamter teilte der Times of Israel am Montag mit, dass weder Israel noch die Vermittler bisher eine offizielle Antwort der Hamas auf die Vorschläge erhalten haben. Die Hamas fordert seit Monaten als Bedingung für jegliche Vereinbarung ein Ende des Krieges in Gaza, aber dazu sei Israel laut des Beamten nicht bereit. Dazu kommt: Israel hat keine klare Vorstellung davon, wer nach dem Tod von Sinwar die Entscheidungen über Geiselnahmen in der Hamas trifft: „Sie haben immer noch keine Vorwahlen abgehalten“, sagt der Beamte, „und die Hamas im Ausland ist im Chaos versunken.“
Hamas-Quellen teilten dem saudischen Sender Asharq News am Sonntag mit, dass die Gruppe einen „umfassenden Deal“ einem stückweisen Vorgehen vorziehe und den Verhandlungsführern einen Vorschlag für ein sofortiges Ende des Krieges und den Abzug der israelischen Truppen aus dem Gazastreifen sowie den Austausch einer bestimmten Anzahl palästinensischer Häftlinge im Gegenzug für die sofortige Freilassung aller israelischen Geiseln unterbreiten werde. Mehrere hebräische Medien berichteten auch, dass die Hamas im Rahmen eines eventuellen Abkommens die Rückgabe von Sinwars Leiche fordert.
Langfristige Kriegsziele sind unklar
Für viele israelische Bürger ist die genaue Dynamik bei den Verhandlungen um die Geiseln undurchsichtig. Medien berichten zum Teil extrem widersprüchlich und es dringen nur wenig konkrete Informationen an die Öffentlichkeit. Ähnlich sieht es mit konkreten langfristigen Zielen für den Krieg aus, geschweige denn, dass kommuniziert wird, wann und wie der aktuelle Krieg endlich enden kann.
Israel geht davon aus, dass von den 251 am 7. Oktober entführten Geiseln noch 97 von der Hamas in Gaza festgehalten werden, darunter 34, deren Tod von der israelischen Armee bestätigt wurde. Die Hamas liess 105 von ihnen während einer einwöchigen Waffenruhe Ende November frei, vier weitere davor. Fast elf Monate andauernde Verhandlungen über die Freilassung weiterer Geiseln sind trotz intensiver Bemühungen der USA, Ägyptens und Katars, eine Einigung zu erzielen, immer wieder gescheitert.