MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Geschäftsinhaber in der Grenzregion geben nicht auf

in Israel Zwischenzeilen/Wirtschaft & Innovation

In der Region an der Grenze zu Gaza sind einige wichtige israelische Industriezweige zu Hause, u.a. eine Farbenfabrik, ein Druckgewerbe und die Blumenzucht. Die Unternehmen in diesem Gebiet beschäftigen viele Israelis und liefern Produkte ins In- und Ausland. Als die Hamas am 7. Oktober Israel angriff, blieben auch die Unternehmen im Gazastreifen nicht verschont.

Dan Catarivas, leitender Berater des israelischen Herstellerverbandes und Präsident des israelischen Verbandes der bi-nationalen Industrie- und Handelskammern, erklärte gegenüber The Media Line, dass die Region unter einem erheblichen Mangel an Arbeitskräften leide. Ein grosser Teil der Landwirtschaft in der Region war von ausländischen Arbeitskräften, hauptsächlich aus Thailand, abhängig, von denen viele während des Angriffs entführt, ermordet oder verletzt wurden. Viele andere beschlossen, nach dem 7. Oktober in ihre Heimat zurückzukehren. Neben den Traumata, die viele Arbeiter erlitten haben, trägt auch die Evakuierung der Bürger aus dem Gebiet dazu bei, dass es überall an Arbeitskräften fehlt. Viele Unternehmen können nicht mehr in denselben Mengen wie vor dem Krieg produzieren und verlieren vor allem ihre ausländische Kundschaft rasend schnell.

Das israelische Finanzministerium bietet zwar Ausgleichszahlungen an, damit die Unternehmen in diesen schweren Zeiten überleben können, aber reichen tut das kaum. Die Firmen suchen deshalb nach kreativen Lösungen, um zu überleben.

Die Farbenfabrik Nirlat im Kibbuz Nir Oz, nur wenige Kilometer vom Gazastreifen entfernt, war eines der Unternehmen, die an diesem Tag bis auf die Grundmauern niedergebrannt wurde. Trotz des Terrors war der Geschäftsführer nicht bereit, sein Unternehmen aufzugeben, das mit mehr als 400 Mitarbeitern einer der grössten Farbhersteller Israels ist. „Wir haben alles beiseite geschoben und innerhalb von sechs Wochen sind wir wieder bereit, auf den Markt zu gehen“, erklärt Nirlat-CEO Omri Lotan. Einen Teil seiner Produktion hat das Unternehmen nach Griechenland verlagert.

Idan Ben-Ari ist der Geschäftsführer von Synergy Cables, einem weltweit tätigen Anbieter von Stromkabeln mit 150 Mitarbeitern in der schwer getroffenen Region Shaar Hanegev in der Nähe von Sderot. Nach dem Terroranschlag begann das Unternehmen die Sätze „Made in Sderot“ und „Am Yisrael Chai“ (hebräisch für „das Volk Israel lebt“) auf die Kabel zu drucken.

Für Dan Catarivas zeigt sich in dieser Ausnahmesituation die Kreativität, die israelische Unternehmer besitzen: „Die Ungewissheit ist die Mutter der Kreativität. Das ist es, was wir in Israel sagen. Die Start-up-Nation ist entstanden, weil wir keine andere Wahl hatten, als unseren Verstand zu benutzen, weil wir nichts anderes haben als das, was zwischen unserem rechten und linken Ohr ist.“

Synergy Cables Produkt mit dem Aufdruck „Made in Sderot“ und „Am Yisrael chai“. (Kredit: COURTESY SYNERGY CABLES)

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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