MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Alarmierende Studie: Die meisten israelische Kinder leiden seit dem 7. Oktober unter emotionalem Stress

in Israel Zwischenzeilen/Medizin & Wissenschaft

Die überwältigende Mehrheit der israelischen Kinder leidet seit dem 7. Oktober unter seelischen Problemen, aber nur wenige von ihnen erhalten psychologische Hilfe, so eine aktuelle Studie des israelischen Kinderärzteverbandes und der Goshen Association.

Ausgehend von den Antworten von fast 500 Kindern, sowohl aus der jüdischen als auch der arabischen Bevölkerung, haben mehr als 83 Prozent der Kinder seit dem Ausbruch des Krieges unter Stress gelitten. Noch schlimmer ist die Situation für Kinder, die in Gemeinden nahe der Grenze zum Gazastreifen leben oder aus ihren Häusern flüchten mussten. 93 Prozent von ihnen berichteten, dass sie unter emotionalen Problemen leiden. 62 Prozent dieser Kinder gaben an, dass sie in den letzten zwei Monaten Angstzustände erlebt haben.

Auch für ihre Eltern ist die Situation katastrophal. 36 Prozent von ihnen berichteten, dass sie unter emotionaler Belastung und 39 Prozent unter Angstattacken litten. Eine weitere alarmierende Statistik zeigt, dass nur 14 Prozent der Eltern angaben, irgendeine Form von Unterstützung gesucht zu haben, und selbst wenn sie sich Hilfe wünschten, ist ungewiss, ob es dafür Ressourcen gibt. In der Zwischenzeit ist der Plan des Gesundheitsministeriums zur Bewältigung der aufkeimenden Krise der psychischen Gesundheit immer noch nicht fertiggestellt und genehmigt worden.

Schon vor Beginn des Krieges hatte das psychiatrische Gesundheitssystem Probleme, mit der Nachfrage Schritt zu halten, und kämpfte mit einem extremen Personalmangel. Nicht konkurrenzfähige Gehälter treiben Psychiater, Psychologen und Sozialarbeiter in den privaten Sektor, was die Durchsetzung von Vorschriften, insbesondere für psychiatrisches Personal in Krankenhäusern, erschwert.

Da auch in den Schulen erheblicher Personalmangel herrscht, kann dort ebenfalls wenig aufgefangen werden.

Angst vor Entführungen, ständige Raketenalarme – israelische Kinder müssen seit dem 7. Oktober schlimmste Ängste ertragen (Bild: KHC).

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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