MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

High-Tech-Branche schwächelt

in Israel Zwischenzeilen/Wirtschaft & Innovation

Eine jüngste Reihe von erfolgreichen Übernahmen sowie die bemerkenswerten Investitionen in Unternehmen wie Cato Networks und HiBob zeigen, dass die israelische High-Tech-Branche durchaus noch Erfolge zu verbuchen hat. Betrachtet man jedoch die ersten neun Monate des Jahres, so wird deutlich, dass der Zustand der High-Tech-Branche im Land insgesamt äußerst schwierig ist. Nach Daten, die vom Start-Up Nation Policy Institute (SNPI) veröffentlicht wurden, war das letzte Quartal das siebte Quartal in Folge mit rückläufigen Investitionen.

Ein alarmierendes Phänomen ist ein deutlicher Rückgang der Aktivitäten ausländischer Investoren in Israel. Im Jahr 2023 investierten bisher nur 56 ausländische Fonds in Israel, verglichen mit 97 im Jahr 2022 und 95 im Jahr 2021. Dieser Trend zeigt sich auch im Rückgang der Zahl der Finanzierungsrunden von über 100 Mio. USD. In Israel war 2023 ein dramatischer Rückgang der Zahl solcher Finanzierungsrunden zu verzeichnen: nur 11 im Vergleich zu 55 und 36 im entsprechenden Zeitraum 2021 bzw. 2022. Von diesen 11 Unternehmen haben nur drei ihren Hauptsitz in Israel, bei den übrigen konzentriert sich das Management in den Vereinigten Staaten.
In der Vergangenheit war Israel von Wirtschaftskrisen weniger betroffen und ging manchmal sogar gestärkt aus ihnen hervor. Jetzt ist die Situation umgekehrt, und der Schaden für die israelische Hochtechnologie ist größer als in Europa und den Vereinigten Staaten. Nach Angaben des SNPI gingen die Investitionen in Israel in den ersten neun Monaten des Jahres um 63 Prozent zurück, verglichen mit etwa 48 Prozent in Europa und 43 Prozent in den Vereinigten Staaten. Der schwerere Schaden für Israel hängt wahrscheinlich mit der geplanten Rechtsreform zusammen, die bei vielen Investoren große Unsicherheit verursacht.

Die Autoren der Studie gehen davon aus, dass aufgrund der Tiefe der Krise selbst eine klare Aussage zur Justizreform die Situation nicht sofort wieder auf den vorherigen Stand bringen wird. Es besteht die Gefahr, dass sowohl Investoren als auch Unternehmer eine abwartende Haltung einnehmen werden, da der Mangel an politischer Klarheit noch viele Monate anhalten dürfte.

In dieser Zeit werden die Zinssätze hoch bleiben, was es für viele Unternehmen schwieriger macht, sich Geld zu beschaffen. Unternehmen, die wachsen und groß und unabhängig werden wollen, werden nach Käufern suchen, selbst zu Preisen, die sie in der Vergangenheit nicht bereit waren, in Betracht zu ziehen. Daneben werden Insolvenzen und Verkleinerungen von Unternehmen die Folge sein.

Ein High-Tech-Park in der Nähe von Haifa: Die Branche steckt in einer tiefen Krise (Bild: By Zvi Roger – Haifa Municipality – The Spokesperson, Publicity and Advertising Division).

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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