Es ist nicht der erste Fall dieser Art, aber als Anfang dieser Woche eine Gruppe Teenager in einem Bus in Ashdod nach Jungen und Mädchen getrennt, und die jungen Frauen nicht nur vom Busfahrer beleidigt, sondern auch auf die hinteren Plätze verwiesen wurden, war der Aufschrei im Land gross. Das Foto der Teenis, die kurze Hosen und Spaghetti-Tops trugen und auf dem Nachhauseweg zu ihrem Kibbuz waren, wie sie mit Handtüchern bedeckt in der letzten Sitzreihe hocken, ging in Israel viral.
„Wir standen unter Schock“, sagten die Mädchen nach dem Vorfall. „Alle schauten von uns weg auf den Boden. Es waren nur Haredi (Ultraorthodoxe, Anm. d. Red.) im Bus, und die haben nicht reagiert. Wir fühlten uns hilflos und gedemütigt.“ Am gleichen Tag wurde, laut Berichten des israelischen TV-Senders KAN in derselben Stadt auch einer anderen Frau, die in einen Bus einsteigen wollte, gesagt, dies sei eine Linie „nur für Männer“. Auch in Ramat Gan, einer Nachbarstadt Tel Avivs kam es zu einem frauenfeindlichen Zwischenfall, als eine Frau versuchte, dem Busfahrer eine Frage zu stellen, und dieser sie ignorierte. Nach mehreren Versuchen fragte der Ehemann den Fahrer, warum er nicht antwortete, woraufhin dieser sagte, dass er „nicht mit Frauen spreche“.

Besonders in Städten, in denen viele ultraorthodoxe Juden leben, wie Jerusalem, Beit Schemesch und Bnei Brak ist es bereits jetzt üblich, dass Frauen und Männer nicht nur im Bus, sondern fast in der gesamten Öffentlichkeit komplett voneinander getrennt werden. In Supermärkten und auf Werbeflächen werden Abbildungen von Frauen zudem meist übermalt – das säkulare Israel fürchtet, dass solche Zustände künftig im ganzen Land herrschen könnten. Premierminister Benjamin Netanyahu verurteilte die Ereignisse zwar scharf und betonte, dass Israel „ein freies Land“ sei, es ist aber genau seine Regierung, die währenddessen Gesetze zum Schaden der Frauenrechte kontinuierlich vorantreibt.
Erst im vergangenen Monat legte das Ministerium für religiöse Dienste einen Gesetzentwurf vor, der es den rabbinischen Gerichten erlauben würde, während eines Scheidungsverfahrens auch ohne gegenseitiges Einverständnis Unterhalt und Kindergeld festzusetzen. Auch andere Gesetzesentwürfe widmen sich der Ausweitung der Macht der rabbinischen Gerichte – etwas, das definitiv zum Nachteil für Frauen im Land sein wird, denn Scheidungen von als jüdisch registrierten Bürgern können ausschliesslich von dem Rabbinergericht durchgeführt werden, selbst wenn diese zivilrechtlich im Ausland geschlossen wurden. Vor zwei Wochen kündigte ausserdem Umweltschutzministerin Idit Silman den Start eines Pilotprogramms für geschlechtergetrenntes Baden in zwei natürlichen Pools an, die von der israelischen Natur- und Parkbehörde betrieben werden. Dabei hiess es noch vor kurzem, dass es in Badestellen in Naturparks auf keinen Fall Geschlechtertrennung geben solle.
Die aktuelle, fast nur aus männlichen Ministern und Abgeordneten bestehende Regierung, umfasst mehrere religiöse Parteien, die die Freiheiten von Frauen schwächen wollen und daraus keinen Hehl machen. Sie sprechen sich dabei nicht nur für Geschlechtertrennung im gesamten öffentlichen Raum in Israel aus, sondern sind auch für Gesetze, die die Bekämpfung von häuslicher Gewalt oder die freie Durchführung von Abtreibungen erschweren sollen.
