Um den Mangel an Frischmilchprodukten in den Supermarktregalen zu begegnen, hat das israelische Finanzministerium jetzt beschlossen, die Einfuhrsteuer auf importierte Milch abzuschaffen. Diese Steuer beträgt normalerweise 40 Prozent, die Abschaffung soll für drei Monate gelten.
Während jahrelang behauptet wurde, dass die Einfuhr von Flüssigmilch aufgrund ihrer kurzen Haltbarkeit technisch unmöglich wäre, hat das Finanzministerium mit Importeuren und Fachleuten gesprochen, die sagen, dass dies doch machbar sei. Aufgrund der Knappheit gibt es Importeure, die bereit sind, Milch auch mit Zollabgaben einzuführen, und die Senkung der Zollsätze ermöglicht es, die benötigten Mengen zu einem angemessenen Preis einzuführen.
Die israelische Milchwirtschaft wird über eine zentrale Planung durch den Milchwirtschaftsrat und das Landwirtschaftsministerium gesteuert, die jedem Milchbetrieb staatliche Produktionsquoten zuteilen, die nicht überschritten werden dürfen. Die Milchbauern erhalten ausserdem Mindestpreise, während die Verbraucher durch einen Höchstpreis geschützt sind, was die Branche sowohl im Vergleich zu anderen Branchen in Israel als auch im Vergleich zur Milchwirtschaft in den meisten westlichen Ländern ungewöhnlich macht.
Der israelische Molkereirat meldete sich mit heftiger Kritik auf die Entscheidung: „Vor einigen Tagen hat der Molkereirat den Finanz- und den Landwirtschaftsminister darüber informiert, dass die Molkerei auf den Golanhöhen ihre Milchproduktion unter Aufsicht erhöht, um die gesamte Nachfrage auf dem israelischen Markt zu decken. Leider entschied sich die Regierung, einseitig zu handeln, und statt die lokale Produktion auf den Golanhöhen zu unterstützen, entschied man sich für Molkereien in Polen. Kurzfristig zahlt die Öffentlichkeit vielleicht einen Schekel weniger, aber langfristig sind wir den Launen der Importeure ausgeliefert.“ Die Entscheidung schädige, so der Rat, ein „erstklassiges zionistisches Unternehmen“.