MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

High-Tech-Krise erreicht auch Israel

in Israel Zwischenzeilen/Wirtschaft & Innovation

Die globale Finanzkrise erreicht nun auch die israelische Hightech-Branche: Zahlreiche Unternehmen haben sich von einem grossen Teil ihrer Belegschaft getrennt. Neben Kündigungen in den israelischen Niederlassungen grosser internationaler Unternehmen wie Intel oder Facebook müssen auch viele israelische Start-ups Mitarbeitende entlassen.

So entlässt beispielsweise das Unicorn OwnBackup 15 Prozent der Belegschaft (150 Mitarbeitende in Israel und den USA). Das Cloud-Backup-Unternehmen wurde letztes Jahr noch mit 3,35 Milliarden Dollar bewertet. Auch das Immobilien-Startup Veev baut acht Monate nach seiner 600-Millionen-Dollar-Finanzierung Anfang des Jahres 30 Prozent der Stellen ab. In einer offiziellen Begründung heisst es, man habe sich entschieden, künftig auf die Entwicklung von Flachbauten zu fokussieren, weshalb die Belegschaft im Bereich Hochhauslösungen reduziert würde. Auch Israels aktuell höchstbewertetes Startup, das Fintech-Unternehmen Rapyd, das Anfang dieses Jahres eine Bewertung von 15 Milliarden Dollar erreichte, wird wohl mehr als 10 Prozent seiner 900 Mitarbeiter entlassen.

Seit dem Ende der Finanzkrise 2008 hatte die israelische Hightech-Branche ein enormes Wachstum verzeichnet. Die israelische High-Tech-Branche leistet einen wesentlichen Beitrag zur israelischen Wirtschaft. High-Tech-Beschäftigte machen mehr als 10 Prozent aller Beschäftigten aus und zahlen 25 Prozent der gesamten Einkommenssteuer. Die vielen Umwälzungen im Jahr 2022, politische Instabilität, der Krieg in der Ukraine, die weltweite Inflation, hohe Zinssätze etc. treffen aber nun auch die Start-Up-Nation. Da sich der Schwerpunkt vom Wachstum auf die Rentabilität verlagerte, wurde es für die Unternehmen schwieriger, ihre Unternehmensbewertung zu stützen, Finanzmittel zu beschaffen und ein ausreichendes finanzielles Polster aufzubauen, um ihre F&E (Forschung und Entwicklung) und den laufenden Betrieb zu unterstützen.

Vor allem Israels Zentrum um Tel Aviv herum ist das Zuhause für viele Start-ups im Land (Bild: Ted Eytan/Wikimedia)

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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