Die israelischen Minister für Wirtschaft und Finanzen, Orna Barbivai und Avigdor Lieberman, haben in einem offiziellen Brief gegen die Erhöhung von Lebensmittelpreisen protestiert. Kürzlich hatten mehrere Unternehmen bekannt gegeben, dass sie ihre Preise erhöhen müssen. Osem, gehört zum Schweizer Nestle-Konzern und ist einer der grössten Nahrungsmittelhersteller im Land, teilte Supermärkten mit, die Preise um bis zu 7 Prozent zu erhöhen, Importeure von Spirituosen sprachen sogar von Preiserhöhungen von bis zu 25 Prozent, als Grund dafür gaben die Unternehmen erhöhte Material-, Verpackungs- und Transportkosten an.
„Die Bekanntgabe Ihrer Preiserhöhungen ist zynisch und schadet den Bürgern dieses Landes“, heisst es in dem Brief, der sich an alle Nahrungsmittelhersteller und -Importeure wandte, „Preiserhöhungen müssen verhindert werden, das ist ein Teil der nationalen Verantwortung, die wir von Unternehmen in dieser schwierigen Zeit erwarten, während wir gleichzeitig ihre wirtschaftliche Situation und Profite berücksichtigen.“ Die Minister drohten in ihrem Brief auch, dass sie nicht „zögern werden, um die entsprechenden Schritte für eine wettbewerbsfähige und faire Wirtschaft einzuleiten“, haben aber nicht genauer erklärt, welche „Schritte“ sie meinen. Die Minister gaben in ihrem Brief auch an, dass der starke Schekel bedeute, dass Importkosten signifikant gesunken seien, während die Preise für Nahrungsmittel im Land weiterhin zu den höchsten weltweit gehöre.
Auch Benzin- und Strompreise steigen an
Auch die Benzin- und Strompreise sollen in dieser Woche erhöht werden, ähnlich wie auf der ganzen Welt wird dies mit Versorgungsengpässen, höheren Materialkosten und weniger verfügbaren Arbeitskräften begründet. Und während es stimmt, dass weltweit die Preise ansteigen, zum Teil sicherlich wirklich eine Folge der andauernden Pandemie, so ist die Situation in Israel trotzdem besonders, weil die Lebenserhaltungskosten im Land schon jetzt so deutlich höher sind als in vielen anderen westlichen Ländern.
Wirtschaftsprofessorin Danit Ein-Gar von der Tel Aviv Universität erklärte gegenüber der Jerusalem Post, dass es seit Ausbruch der Pandemie zwei gegenläufige Trends im Konsumentenverhalten gäbe: Einerseits seien die Menschen auf der Suche nach Eskapismus und kauften als Kompensationsverhalten eher teure Güter, um sich selbst von der harschen Realität abzulenken, was zu einer höheren Toleranz für hohe Preise führt. Andererseits sei dieses Verhalten nur auf kurze Sicht möglich, denn langfristig rutschten mehr und mehr Menschen in Jobs mit Niedriglohn ab, mehr Menschen würden erkranken oder bankrott gehen und so steige die Zahl derjenigen, die weniger Geld haben, was sie für teure Produkte ausgeben könnten.