Ein spektakulärer Gefängnisausbruch hat in der letzten Woche ganz Israel beschäftigt: Sechs palästinensische Insassen, fünf von ihnen wegen Durchführung von terroristischen Angriffen zu hohen Gefängnisstrafen verurteilt, konnten aus einem Gefängnis in Gilboa, im Norden des Landes, ausbrechen. Vier der sechs sind inzwischen wieder festgenommen worden, aber die Frage, wie es zu diesem Ausbruch kommen konnte, bleibt.
Den Häftlingen gelang es unbemerkt durch einen 22 Meter langen Tunnel im Abwassersystem des Gefängnisses zu verschwinden. Ein Wachturm direkt über dem Tunnel war in der Nacht des Ausbruchs aufgrund von Personalmangel unbesetzt, die Mitarbeiterin auf einem anderen Wachturm hatte geschlafen und derjenige, der die Überwachungskameras beobachten sollte, stattdessen Fernsehen geguckt. Auch die Tatsache, dass einer der Häftlinge einen Tag vor dem Ausbruch eine Versetzung in die Zelle der fünf anderen beantragte, hatte kein Misstrauen bei den Beamten ausgelöst.
Kritiker wie der Journalist Yaakov Katz merken an, dass die israelische Gefängnisbehörde (IPS) das schwächste Glied in der Kette von Sicherheitsbehörden in Israel sei. Es fehle an Geld und qualifiziertem Personal, oftmals arbeiten in den Gefängnissen diejenigen, die nicht gut genug für die Armee oder die Polizei waren oder Mitarbeitende, die wenig Erfahrung in diesem Bereich haben. Premierminister Naftali Bennett kündigte eine Untersuchungskommission gemeinsam mit dem Ministerium für Innere Sicherheit an. Dabei solle nicht nur der konkrete Fall vom Ausbruch aus dem Gilboa-Gefängnis untersucht werden, sondern auch der Zustand dieser Einrichtungen im Land allgemein.
Weitere Informationen:
Kritik am Gefängnissystem in Israel nach Ausbruch (eng), JPost