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Forscher züchten erstmals Embryo ausserhalb der Gebärmutter

in Israel Zwischenzeilen/Medizin & Wissenschaft

Es ist eine wissenschaftliche Revolution, die viele ethische Fragen aufwirft: Am Weizmann-Institut ist es dem Team um Genetikforscher Prof. Jacob Hanna erstmalig gelungen, den Embryo eines Säugetiers ausserhalb der Gebärmutter fertig zu züchten. Bisher war es lediglich gelungen, Embryos ausserhalb der Gebärmutter für ein paar Tage nach der Befruchtung zu halten, bevor diese dann eingepflanzt wurden. Im Falle der Maus-Embryonen von Prof. Hanna konnten diese komplett und durch die gesamte kritische Entwicklungsphase 11,5 Tage lang erfolgreich gezüchtet werden (die gesamte Austragungszeit einer Maus-Mutter beträgt 19 Tage).

Bisher müssen aber noch einige andere Schritte erforscht werden, bevor etwas ähnliches bei einem menschlichen Embryo denkbar ist: „Abgesehen von ethischen Fragen, die sich in Bezug auf einen menschlichen Embryo ergeben, gibt es noch weitere Herausforderungen, mit denen wir bisher nicht umgehen können. Unser Embryo hat sich über eine Rekordzeit von 11,5 Tagen entwickelt, aber länger wäre dies nicht aufgrund seiner Grösse möglich gewesen. Wenn es über eine bestimmte Grösse und Masse hinausgeht, kann der Embryo nicht länger so wie nötig über die ihn umgebende Flüssigkeit versorgt werden. In der Gebärmutter passiert dies über die mütterlichen Blutgefässe, die selbst an noch so weit innen gelegene Zellen gelangen. Erst wenn wir diesen Austausch imitieren können, so wie die Plazenta das macht, können wir eine volle Schwangerschaft ausserhalb der Gebärmutter ermöglichen“, erklärt Prof. Hanna die weiteren Forschungsschritte.

Wenn das gelänge, ist es laut Hanna denkbar, humane Embryos zu züchten, um ihre Organe für Organspenden zu nutzen. Der Forscher glaubt sogar, dass es zukünftig möglich sein könnte, aus Stammzellen Embryonen zu züchten – bei Mäusen ist es bereits gelungen, eine Hautzelle in eine embryonale Stammzelle zurückzuentwickeln. Das würde ultimativ bedeuten, dass auch zwei Männer ein Kind bekommen könnten, ohne die Hilfe einer Frau.

Prof. Hanna (Mitte) und sein Team forschen im Bereich molekulare Genetik (Bild: Weizmann Institut).

Weitere Informationen:

Interview mit Prof. Hanna (eng), Haaretz

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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