Etwa jeder vierte Europäer ist antisemitisch und stimmt Aussagen wie „Die Juden haben zu viel Macht in der Wirtschaft“ zu. Dies ergab eine Umfrage, die 2019 von der Anti-Defamation-League unter 9.000 Menschen in 18 Ländern Europas durchgeführt wurde. In Ländern wie Polen und Ungarn sind antisemitische Meinungen mittlerweile bei 48 bzw. 42 Prozent der Bevölkerung verbreitet. Drei von vier Befragten in Polen glauben, dass die Juden „zuviel über das sprechen, was ihnen im Holocaust widerfahren“ ist. 25 Prozent der Befragten in Ungarn stimmten zu, dass „Juden die nationale Kultur im Land schwächen wollen, in dem sie Einwanderung unterstützen“. In der Ukraine glauben sogar 72 Prozent der Befragten, dass „Juden zuviel Macht in der Wirtschaft“ haben.
Umso wichtiger scheint die Konferenz, die Israels Präsident Reuven Rivlin für 2020 plant: Zum 75. Jubiläum der Befreiung von Auschwitz-Birkenau findet im Januar das fünfte Welt Holocaust Forum statt. Dutzende Staatsoberhäupter und Minister aus aller Welt werden zu der Konferenz auf dem Yad Vashem Gelände in Jerusalem erwartet, darunter auch die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und der russische Premier Vladimir Putin. Ob auch Vertreter aus den aktuell besonders von antisemitischen Meinungen betroffen osteuropäischen Ländern kommen, ist bisher unbekannt.
Rivlin nannte die Veranstaltung „einzigartig“ in ihrem Kampf gegen Antisemitismus und das Vergessen, vor allem in einer Zeit in der bald „Generationen in einer Welt ohne Überlebende“ leben werden.