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Bürgermeisterwahlen ohne weibliche Kandidaten

in Israel Zwischenzeilen/Leben, Kultur & Sport

In Israel finden Ende Oktober landesweit Kommunalwahlen statt. Zumindest in den beiden Grossstädten Tel Aviv und Jerusalem ist schon einmal sicher, dass keine Frau die neue Bürgermeisterin werden wird – die beiden einzigen weiblichen Kandidatinnen Rachel Azaria (Jerusalem) und Zippi Brand Frank (Tel Aviv) sind nämlich aus dem Rennen ausgeschieden.

Der Grund für Azarias Ausscheiden ist besonders ärgerlich: Diese musste nämlich ihre Kandidatur aufgeben, weil ihr das Geld ausging, nachdem sie einen kostenintensiven Prozess gegen das Busunternehmen Egged führen musste, damit diese auch Poster von weiblichen Kandidaten an ihren Fahrzeugen anbringen. Das Unternehmen hatte sich nämlich anfangs geweigert, weil diese Poster oft von ultraorthodoxen Juden vandalisiert und abgerissen werden.

Warum genau die Tel Aviver Kandidatin sich entschlossen hat, statt selbst weiter zu kandidieren, lieber als stellvertretende Bürgermeisterin für den Kandidaten Asaf Zamir anzutreten, ist unbekannt. Für die Vorsitzende des Knesset-Komitees für den Status von Frauen und Geschlechtergleichheit, Aida Touma-Suleiman, liegen die Gründe vor allem darin, dass in Lokalwahlen „Kandidaten entweder einer starken etablierten Partei angehören oder teure Kampagnen aus eigener Tasche finanzieren müssen“. Daneben sei auf Lokalebene unbezahlte Arbeit sehr viel üblicher, was für Frauen, die immer noch den Grossteil der „häuslichen Pflichten“ übernehmen, schwieriger sei.

Poster mit weiblichen Kandidaten sieht man weder in Tel Aviv noch in Jerusalem, in Tel Aviv gibt es immerhin ein paar Kandidaten, die mit Frauen als potentielle Vize-Bürgermeisterin antreten (Bild: KHC).

Weitere Informationen:

Keine Bürgermeisterinnen für Jerusalem und Tel Aviv (eng), Ynet

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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