MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Hello, Mr. President!

in Leben, Kultur & Sport

Trumps Amtszeit ist die bis anhin aufregendste und die wohl schrillste, die es in den USA je gegeben hat. Doch für einmal sorgte der US-Präsident für Ruhe, gar für Stille: Am Montag wurde die Altstadt Jerusalems lahmgelegt. Dort, wo sonst arabische Händler um die Aufmerksamkeit der Touristen buhlen, verstummten die Gassen, die Läden waren geschlossen und Anwohner der Altstadt wurden aufgefordert, ihre Häuser zu verlassen. Wie viele Läden vorübergehend geschlossen wurden und wie viele Anwohner ihr Zuhause räumten, dazu machte die Polizei keine Angaben. Platz da! Der Präsident kommt!

Trump kam direkt von Saudi Arabien, der ersten Station seiner ersten Auslandreise als US-Präsident. Mit nahöstlicher Gemütlichkeit und einer (für Israel) akzeptablen Verspätung (von zwei Stunden), traf der Präsident mittags am Flughafen Ben Gurion in Tel Aviv ein. Der Rote Teppich erwartete ihn gefegt, die Flaggen wehten gebügelt.

Der Besuch des US-Präsidenten bedeutete für ein kleines Land wie Israel eine enorme logistische Herausforderung: Die Hauptstrasse 1, die Tel Aviv mit Jerusalem verbindet, wurde während seines 27-Stunden-Besuchs immer wieder gesperrt. Tausende von Israelis müssen diesen Strassenabschnitt täglich nutzen, um mit dem Auto zur Arbeit zu gelangen. Auch der Luftverkehr musste einbüssen: Der Luftraum wurde für die Ankunft der Air Force One lahmgelegt. Wer am Montagvormittag in die Luft gehen wollte, tat dies mit Verspätung.

«Blue Shield» nannte die Polizei die «Operation Trump». Eine Operation, die Israel einiges abverlangte: 11’000 Polizisten waren bis Mittwoch im Einsatz, drei Hubschrauber begleiteten die Präsidenten-Limousine auf ihrer Reise durch das Land. Ein Sicherheitsaufgebot, welches Israel 1,3 Millionen Franken kostete.

Eine Entourage von 900 Personen reiste mit dem Präsidenten, unter ihnen Computer-Spezialisten, Sicherheitsbeamte, Mediziner. 56 Fahrzeuge waren während der Dienstreise für Donald Trump unterwegs, davon sind 14 Limousinen. Seine Hotelsuite im King David Hotel in Jerusalem war kugel- und raketensicher, ein breiter Umkreis um die Hotelanlage wurde abgeriegelt. Aufwändiger hätte Israel wohl nicht für den Schutz eines Staatsoberhauptes garantieren können. Die einzige Gefahr für Trump, war nur Trump selbst.

Sara und Benjamin Netanyahu neben Donald und Melania Trump. (Bild: Screenshot)

Die freie Journalistin Joëlle Weil schreibt für diverse nationale und regionale Zeitungen und Magazine in der Schweiz. Seit 2013 lebt und arbeitet die Zürcherin in Tel Aviv.

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