MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

„Man sieht keinen Unterschied“

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Etwas ist anders an diesem Mittwoch im Tel Aviver Kunstmuseum – zwischen modernen Skulpturen und klassischen Malereien sitzen kleine Grüppchen von Schülern auf dem Boden. Die Mädchen und Jungen plappern durcheinander, diskutieren und arbeiten zusammen an ihren eigenen, besonderen Kunstwerken. Fast 200 Schüler im Alter von zehn bis elf Jahren sind über die Räumlichkeiten des Museums verteilt, sie alle kommen aus der israelischen Stadt Lod. Zwischen ihnen sitzen Erwachsene, Kunstpädagogen, Lehrer aber auch – und das ist das besondere – Übersetzer. Denn die einen Kinder sind jüdisch und die anderen arabisch. Das bedeutet aber auch: Die einen sprechen kaum arabisch, die anderen lernen noch hebräisch. Ihre Sprache an diesem Nachmittag ist die Kunst. Ihr Thema: Wie leben wir mit Gegensätzen? In uns selbst. In unserer Gesellschaft. In unserer Kultur.

Die arabischen und jüdischen Schüler arbeiten gemeinsam an einem Kunstwerk über Gegensätze (Bild: KHC)

„Immer zwei Kinder, jeweils arabisch und jüdisch, arbeiten zusammen. Sie überlegen sich ein Motto, das einen Gegensatz darstellt, beispielsweise frei und gefangen – und implementieren dies in ihr Kunstwerk, in dem jedes Kind seinen Fussabdruck verewigt und dementsprechend gestaltet. Am Ende legen wir alle Fussabdrücke zu einem langen Pfad zusammen“, erklärt die Kunstpädagogin Yham Hameiri ihre Idee zum Projekt. Inspiriert wurde sie durch die Mozart-Oper „Die Zauberflöte“, welche die Schüler, passend zu ihrem Projekt, in der nahegelegenen Tel Aviver Oper am gleichen Nachmittag in der Premierenvorstellung sehen konnten.

Erez Bar, Projektdirektor der Organisation „A New Way“, die das Projekt der Schulpartnerschaften mit Unterstützung von der Deutschen Botschaft in Israel durchführt, beschreibt, wie sehr der Workshop die Ähnlichkeiten zwischen den Schülern betont: „Die Kunst wird ihre gemeinsame Sprache. Die Kinder verbinden z.B. ihre Namen mit Farben und stellen fest, dass sie oft die gleiche Farbe mögen. Dass sie einander ähnlicher sind, als sie vielleicht dachten. Und wenn man sich die Schüler hier anschaut, dann muss man wirklich sagen: Ob arabisch oder jüdisch – man sieht eigentlich keinen Unterschied.“

Video zum Projekt von der Deutschen Botschaft in Israel

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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