MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Israel: Archäologische Schätze überall

in Israel Zwischenzeilen/Reportagen

Kaum ein Land hat so viele archäologische Stätten wie Israel, oftmals können bei Ausgrabungen Jahrtausende von Geschichte in Schichten übereinander gefunden werden. Israel ist und war schon immer ein Kreuzungspunkt der Kulturen, daher sind Ausgrabungen im Land nicht nur für Israelis interessant…

Von Katharina Höftmann

„Manche Menschen wollen die Bibel belegen. Sie glauben, dass dort das Wort Gottes geschrieben steht. Das ist mir egal, mir geht es ausschliesslich um die Archäologie.“ Wenn Professor Yosef Garfinkel von der Hebräischen Universität über seine Erkenntnisse spricht, nimmt er einem regelmässig das Notizbuch aus der Hand, um Skizzen oder Grafiken anzufertigen. Auch bei seinen Ausgrabungen ist der Archäologe am liebsten mitten drin. Weil er bei seiner Arbeit keinen grossen Apparat um sich herum hat, könne er so effizient und schnell publizieren, erklärt er nicht ohne Stolz.

Sein bisher grösster Coup waren die Funde der Ausgrabung in Khirbet Qeiyafa. Dort fand Garfinkel Belege dafür, dass sich hier einst der biblische Ort „Sha’arayim“ befand. Die Artefakte, die er fand, datierte er mithilfe der Radiokarbonmethode auf die Zeit der Herrschaft von König David – damit wäre das erstmalig ein Beleg für eine befestigte Stadt im Königreich Judah aus dieser Zeit. Eine Erkenntnis, die ihm, wie er sagt, „viel Liebe von den Religiösen“ und „viel Hass von den Anti-Religiösen“ gebracht hätte.

Prof. Garfinkel mit einem seiner Funde aus der von ihm geleiteten Ausgrabung (Bild: Privat).

In der Archäologie treffen im Heiligen Land oft verschiedene Ideologien aufeinander: Diejenigen, die sich an der Bibel orientieren versus Wissenschaftler, die eher minimalistisch an die Sache herantreten. Und obwohl standardmässig auch moderne Techniken wie die Radiokarbonmethode genutzt werden um Funde zu analysieren – objektiv ist die Archäologie in den wenigsten Fällen. Trotzdem gehört Israel heutzutage zu den Ländern weltweit, in denen archäologische Funde mit grösster Sorgfalt behandelt werden. Vor jedem Bauprojekt wird das Gebiet auf potentielle Stätten untersucht und entsprechend markiert. Die Behörde zur Antikenverwaltung sitzt in allen wichtigen Komitees, egal, ob es um Wohnprojekte oder den Bau von Erdgasleitungen geht.

Druck auf Archäologen steigt

Während sich der infrastrukturelle Teil der Archäologie verbessert hat, ist der Druck, der von Ideologen auf die Wissenschaftler ausgeübt wird, gestiegen. Der Wunsch, mit jeder Ausgrabungsstätte auch die Bibel als absolute Wahrheit zu belegen, ist gross. Gleichzeitig sehen sich israelische Archäologen dem Vorwurf ausgesetzt, nur nach dem zu suchen, was der Ideologie des Staates dient und den Status von Israel als jüdischen Staat auch historisch fest belegt.

„Zwischen den beiden Extremen liegt die Wahrheit“, kommentiert der deutsche Archäologe Professor Dieter Vieweger diese Grabenkämpfe. Der Direktor des Deutschen Evangelischen Institutes für Altertumswissenschaft des Heiligen Landes Jerusalem findet die Arbeit in seinem Bereich in Israel trotzdem höchst beeindruckend: „In Israel lebt man mit seiner alten Geschichte, bereitet diese gut auf, zum Beispiel in den Nationalparks und ist sehr kreativ darin, neue Methoden für die archäologische Erkenntnis zu gewinnen.“

Prof. Vieweger bei Ausgrabungen in Israel (Bild: Privat).

Nationalparks wie die in Caesarea, Akko oder Avdat in der Negevwüste verbinden auf höchst ansprechende Weise Landschaften, Natur und archäologische Ausgrabungen. Diese Stätten spiegeln nicht nur das grosse Interesse der Israelis an der Wissenschaft der Archäologie und ihren Ergebnissen wider, sondern sind sowohl optisch als auch pädagogisch wertvoll gemacht. Natürlich gibt es einen Fokus auf die Zeit der Könige David und Salomo, aber auch byzantinische, frühgeschichtliche oder Stätten aus dem Mittelalter werden in Israel spannend präsentiert.

Auch in der israelischen Archäologie-Forschung werden entgegen der oft geübten Kritik aus dem Ausland alle Perioden gleichermassen untersucht, und so kann man in Israel beispielsweise weltweit die sorgfältigste Arbeit zu Funden aus der Zeit der frühen islamischen Periode finden.

Der Nationalpark in Bet Sche’an (Bild: Naftali Hilger).

Dieser Artikel ist ein Auszug aus der neuen Publikation „Israel – Fokus Archäologie“ der GSI-Schriftenreihe, das gesamte Booklet finden Sie hier.

Eine Youtube-Liste mit spannenden Video zum Thema finden Sie ausserdem hier.

Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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