MAGAZIN – LEBEN IN ISRAEL

Streit um Verkauf von Fragmenten der Qumranschriften

in Israel Zwischenzeilen

Wieviel kostet ein Stück Geschichte? Für einen evangelischen Christen aus der Nähe von Los Angeles ganze 2.478.500 US-Dollar. Soviel hat der Mann nämlich für fünf Fragmente der so genannten Qumranschriften (oder Schriftrollen vom Toten Meer) an den palästinensischen Verkäufer William Kando im Jahr 2009 gezahlt. Kandos Vater, ein Schuster aus Bethlehem hatte die Rollen einst einem beduinischen Hirten abgekauft, der sie 1947 in einer Höhle nördlich von Qumran gefunden hatte.

Die Qumranschriften sind der Stolz des „Israel-Museum“: Hier zeigt Museumsdirektor James S. Snyder die Rollen Barack Obama und Benjamin Netanyahu. (Bild: PMO)
Die Qumranschriften sind der Stolz des „Israel-Museum“: Hier zeigt Museumsdirektor James S. Snyder die Rollen Barack Obama und Benjamin Netanyahu. (Bild: PMO)

Ein Grossteil verkaufte Kando später an die israelische Behörde für Antiquitäten und Altertümer, aber eine nicht unerhebliche Menge an sehr kleinen Stücken der Rollen (jeweils kleiner als eine Briefmarke) brachte er in den 60er Jahren in die Schweiz. Von dort werden die Fragmente nun bereits seit einigen Jahren zum Verkauf angeboten. Sehr zum Ärger der israelischen Behörden: „Die einzige Adresse der Rollen sollte Israel sein.“, betont der Archäologe Amir Ganor, „Wer auch immer Teile der Rollen kauft, riskiert vom israelischen Staat verklagt zu werden.“

Der Verkäufer Kando hingegen betont, dass die Fragmente in die Schweiz gebracht worden, bevor Israel 1978 ein Gesetz erlassen hat, das die unautorisierte Ausfuhr von Antiquitäten aus dem Land verbietet. Ausserdem hätte die Familie den Behörden und anderen israelischen Institutionen den Kauf der Fragmente angeboten – diese hätten sich die Rollen jedoch nicht leisten können.

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Redakteurin Katharina Höftmann Ciobotaru arbeitete im Auslandsbüro der dpa in Tel Aviv und für die WELT ONLINE. Sie lebt als freie Journalistin und Buchautorin in Tel Aviv («Guten Morgen Tel Aviv», «Die letzte Sünde»).

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